Projekt "Kriegsenkel" / project "grandchildren of war"

(english text follows)

HEIMAT – was ist das?

 

"Heimat entsteht, wo man die Fähigkeit hat, sich wohl zu fühlen dort, wo man ist. Wer das nicht kann, ist nie daheim - selbst wenn er seinen Geburtsort niemals verlassen hat. Heimat kann man sich machen. Egal wo."

"Heimat" war das Thema unseres zweiten Gruppenabends am 24. Juli 2016. Ein auf den ersten Blick unkomplizierter, einfacher Begriff - Heimat, da kann jeder etwas damit anfangen. Auf den zweiten Blick, als wir anfingen, auszudrücken, was für uns Heimat ist, gingen die Gedanken sehr schnell weit auseinander. Heimat - doch nicht so einfach zu beschreiben, schwer zu fassen und schwierig, an Bestimmtem festzumachen.

So war Heimat für erstaunlich Viele weniger ein geographischer Ort (kaum einer wohnt noch in der Nähe seines Geburtsortes), als eher ein Gefühl. Ein Gefühl, das sich sehr oft an Menschen knüpft. So ist, bzw. war Heimat für sie ihre Großmutter, die ihr Geborgenheit gab und Vorbild war. Eine andere Teilnehmerin sagte sogar ganz konkret, das die Eltern den Begriff Heimat mit etwas verbanden, das sie (durch den Krieg) verloren hatten, d.h. die Heimat war verloren, unwiederbringlich.

Überhaupt wurde als Ersatz für Heimat der Begriff "zu Hause" (sein) genannt. So meinte eine andere Teilnehmerin, die schon mehr als ein Dutzend mal umgezogen ist, das Heimat für sie der Ort ist, an dem sie lebt. Und trotzdem ein nach wie vor inniges Gefühl zu den früheren Wohnorten hat. Gleichzeitig kann aber auch durch Sprache, z.B. ein anderer Dialekt, der Eindruck erweckt werden, das man nicht zu dieser Heimat gehört. Sprache kann in diesem Fall ausgrenzend wirken.

Hier tat sich auch eine Brücke in die Gegenwart auf. Denkt an man die Tausenden von Flüchtlingen, die in den letzten Monaten nach Deutschland kamen wird klar, das sich viele Ereignisse, die unsere Eltern und Großeltern prägten, wiederholen. Und das unsere Generation der Kriegsenkel, die sich ihrer Geschichte und Auswirkungen bewußt ist, womöglich Wertvolles zur Bewältigung dieser Traumata beitragen können.


 


 

 

Das Unausgesprochene wirkt fort
Interview mit Stefan Treiber zum Thema "Kriegsenkel"
SZ_Kriegsenkel.pdf
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Noch immer bestimmt der 2. Weltkrieg das Leben vieler Menschen in Deutschland – und das obwohl seither schon über 70 Jahre vergangen sind. Gerade in jüngster Zeit wird verstärkt der Fokus auf die sogenannte Kriegsenkel-Generation gerichtet. Dies sind Frauen und Männer der sogenannten Babyboomer-Generation, heute im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Diese Generation, die lange im Schatten der 68er stand, beginnt, sich Fragen über ihre Geschichte und Familie zu stellen. Und stellt dabei fest, dass die Folgen des Krieges über Generationen hinweg an sie weitergegeben wurden.

 

Das Trauma von Flucht und Vertreibung, Bombenkrieg, Kriegserfahrungen als Soldat wurden und werden bewusst wie auch unbewusst an die folgenden Generationen vererbt. Gerade auch das Schweigen und das nicht-zur-Kenntnis-nehmen trägt dazu bei, da sich die Familiengeschichte nicht ignorieren lässt. Durch eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Familie lassen sich Lebenszusammenhänge über den eigenen Horizont erkennen und verstehen. Vieles aus dem eigenen Leben bekommt im Licht der Vergangenheit eine andere, eine ganz neue Bedeutung.

 

Unser Gesprächs-Cafe soll Menschen, die sich für dieses Thema interessieren, eine (Gesprächs-) Plattform bieten. In einem geschützten Rahmen wollen wir uns über die Folgen unserer Familiengeschichten austauschen. Ziel soll es sein, sich selber besser zu verstehen und zu erkennen, was uns positiv wie negativ geprägt hat. Aber wir wollen auch voneinander lernen, wie das Erbe der Vergangenheit in eine gute Zukunft gelenkt werden kann. 

 

Still WW2 determines the lives of many people in Germany – even when the end is more than 70 years ago. Just recently, the focus is directed at the so-called "grandchildren of war generation". These are women and men of the  baby boomer generation, now between 40 and 60 years of age. This generation, which has long been in the shadow of 1968, begins to ask themselve questions about their history and family. And they realize that the consequences of war for generations had been passed on to them.

 

The trauma of flight and expulsion, bombing, war experiences as soldier were inherited to the following generations. Especially the silence and not-knowledge take contributes, as the family history can not be ignored. Through a confrontation with the past of the family life contexts beyond their own horizon can be recognized and understood. Much of one's own life takes on a different meaning in the light of the past.

 

Our Conversation Cafe offers people, who are interested in this subject, a platform. In a protected environment we want to talk about the consequences of our family histories. Aim should be to better understand ourselves and to recognize positive and negative influences.

 

But we also want to learn from each other, as the legacy of the past can be directed to a good future.